Dienst! by Rudolf Stratz

Dienst! by Rudolf Stratz

Autor:Rudolf Stratz [Stratz, Rudolf]
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Saga
veröffentlicht: 2016-04-11T00:00:00+00:00


* * *

Wie in einem Ameisenhaufen, den der Stock des Vorübergehenden aufgestört, wimmelte und wirrte es in der Kaserne durcheinander.

Am Eingang war die Wache unter Gewehr getreten und der Hornist wiederholte mit feuerrothen Backen und feuchten Augen unaufhörlich das Allarmsignal. Mit dem Trompetengeschmetter klang dumpf in der Thorwölbung das Gepolter der Mannschaften wieder, die in schwerfälligem Laufschritt, das Seitengewehr mit der Linken erfassend, einzeln und in Trupps von der Strasse hereinkamen und die Treppen hinauf zu ihrem Revier stürmten. Dort scholl das Kommando der Unteroffiziere, die ihre Korporalschaften verlasen, das Fluchen der Einjährigen, die ihren Putzkameraden und ihre Dienst-Sachen nicht finden konnten, der schwere Tritt der abmarschirenden Abtheilungen, Thürenwerfen, das Klirren eines aus der Stütze fallenden Gewehrs zu einem betäubenden Lärm zusammen.

Dann wurde es stiller und stiller. Die Mannschaft war soweit zur Stelle — nur zuweilen flog noch ein Spätling in ungefügen Sätzen durch das Kasernenthor nach seiner Stube oder rasselte eilfertig eine Droschke mit ein paar aufgeregten Lieutenants heran — der Dienst begann.

Unten im Hof standen die siebente und — soweit sie nicht auf Wache war — die achte Kompagnie.

Schon senkten sich die Schatten des Frühlingsabends nieder. Es dämmerte in den Winkeln und Ecken des weitläufigen Gebäudes. An dem dunkelnden Himmel zogen ganz niedrig — scheinbar dicht über den Dächern — eilfertige Wolken dahin und sandten zuweilen einen feinen, im Abendschein glitzernden Sprühregen herab.

Die Mannschaft stand Gewehr bei Fuss in tiefem, feierlichem Schweigen. Alle Blicke folgten dem Schiessunteroffizier und seinen Leuten, die mit einem grossen weissen Holzrahmen von Mann zu Mann gingen. In diesem Rahmen steckten — sorgsam eingefettet — die scharfen Patronen. Jeder Musketier erhielt fünf Stück zugezählt und barg sie mit beklommenem Gesicht in seinen Ledertaschen.

„Wer sich untersteht, eigenmächtig zu laden oder gar zu schiessen, fliegt auf unabsehbare Zeit ins Loch!“ knarrte vom Pferde herab die Stimme des Hauptmanns und dann gedämpfter zu den neben ihm stehenden Lieutenants:

„Auch die Herren bitte ich nur auf meinen Befehl chargiren zu lassen!“

Die Herren nahmen die Hacken zusammen und legten schweigend die Hand an den Helm.

Zugleich ward ein ungewöhnlicher Ton vernehmbar: das Traben zweier Pferde auf dem harten Steinpflaster, das jeder Reiter sonst gern vermeidet.

Der Oberst erschien im Thor. Seine hagere Gestalt neigte sich im Sattel hin und her wie ein Schiff auf hoher See. Hinter ihm, die silberne Schärpe schräge über der Brust, der Adjutant.

„Sind Sie denn nun endlich fertig, Herr Hauptmann?“ schrie der Regimentskommandeur. „Ja? dann bitte .. rücken Sie ab! “

Der Hauptmann senkte stumm den Säbel und liess die Kompagnie in Sektionen abmarschiren.

Inzwischen war auch der Major aus dem Hintergrunde des Hofes, wo er die Achte inspizirt hatte, herangeritten.

„Eigentlich ist ja gar nichts los, meine Herren!“ sagte der Kommandeur zu den beiden Anderen. Der Ton des alten Herrn bewies, wie verdriesslich ihm die ganze Sache war .. „war eben dort ... ein paar eingeworfene Fenster in der Vorstadt — voilà tout ... aber da die Zivilbehörden nu ’mal requirirt haben ... bitte jedenfalls die Herren dringendst, die Chose nicht unnütz aufzubauschen! Kein Waffengebrauch, wenn irgend möglich ... allenfalls ein paar Hauptkrakehler auf die Wache .



Download



Haftungsausschluss:
Diese Site speichert keine Dateien auf ihrem Server. Wir indizieren und verlinken nur                                                  Inhalte von anderen Websites zur Verfügung gestellt. Wenden Sie sich an die Inhaltsanbieter, um etwaige urheberrechtlich geschützte Inhalte zu entfernen, und senden Sie uns eine E-Mail. Wir werden die entsprechenden Links oder Inhalte umgehend entfernen.